Wetterfront:
Zurzeit kracht es mächtig im Münzviertel, heftige Windböen, Vorboten einer schweren Gewitterfront fegen durch das Viertel und die politischen Akteure der Stadt reiben sich verwundert die Augen. Nie hatten sie die endogene Entwicklungsdynamik der Münzviertel Bewohner*innen, ein gemeinwesenorientiertes Kräftegemisch zwischen Kunst, Soziales und Stadtteilentwicklung auf dem Schirm. Dabei hätten sie es besser wissen müssen.
Wetterkarte:„Kreative Milieus und offene Räume in Hamburg“ Seite 131 2010
Denn bereits im Januar 2010 zogen im Auftrag der BSU die Autoren der Fallstudie: „Kreative Milieus und offene Räume in Hamburg“ zwischen der Kunstmeile am Klosterwall (Hochdruckgebiet) und dem unmittelbar benachbarten Münzviertel (Tiefdruckgebiet) eine breite Wetterfront:
“In Hochdruckgebieten werden die gegenwärtigen Zentren kreativer Milieus und kulturelle Akteure dargestellt. In Tiefdruckgebieten ist (noch) keine oder nur wenig kreative Aktivität zu verzeichnen, sie stellen Potenzial- und Chancenräume zur Förderung und Entwicklung kreativer Milieus dar.
Die Pfeile weisen auf die Entwicklungsdynamik der kreativen Milieus hin. Entlang von Hochdruckgebieten, die eine Entwicklungsdynamik zu Tiefdruckgebieten aufweisen, entstehen Wetterfronten.“ (ebenda):
http://www.hamburg.de/contentblob/2052460/data/gutachten-kreative-milieus.pdf
wohnräume gemeinsam gestalten: Studentischer Wettbewerbsbeitrag: wohnlab.oratory HCU „Testprägung“ Okt. 2011
Zwei Jahre später beschreiben Student*innen der HCU in ihrem Wettbewerbsbeitrag „wohnlab.oratory“ zur Neubebauung der ehemaligen Schule für Hörgeschädigte die Bewohner*innen des Münzviertels:
„So hat sich im Münzviertel ein großes Engagement der Bewohner*innen etabliert, die ein Mitgestaltungsrecht an aktuellen Planungsprozessen in ihrem Quartier einfordern und Räume ihren aktuellen Bedürfnissen nach aneignen und gestalten. …
Die Wohnräume sollen vielfältigen Zwecken dienen: Schlafen, Arbeiten, Bildung und Freizeitgestaltung. Ziel ist es Räume zu schaffen, die nicht nur einen Durchgangsort darstellen, sondern Aufenthaltsräume, die unterschiedliche Nutzungen und Funktionen miteinander vereinbaren. Hierfür gilt es Wohnformen bereit zu stellen, die sich den neuen Anforderungen des “Wohnens” stellen und Mischnutzungen möglich machen und Transformationsmöglichkeiten offen lassen“ (ebenda)
http://issuu.com/philippmatheus/docs/140105_portfoliopm
Gewitterfront:
Prallen kalte und warme Luftmassen aufeinander, dann ändert sich dort, wo diese sich begegnen das Wetter. Diese Berührungsfläche zwischen zwei unterschiedlichen Luftmassen nennt man „Front“.
DIE MÜNZSTRASSE | THE PLACE TO BE: Hanseatische BauKonzept GmbH & Co KG Immobiliengesellschaft (HBK) Dez. 2013
„Vis-à-vis der Hamburger Zentralbibliothek wird das Objekt Quartier Münzstraße errichtet. Das architektonische Konzept besticht durch sein an das historische Stadtbild der Hansestadt angelehntes Prinzip des „Hamburger Hofes“ und bietet eine hervorragende Aufenthaltsqualität mit interessant gestalteten Freiräumen. Der im Innenhof gelegene markante Altbau bildet einen attraktiven Akzent im modernen Umfeld. Von den mehr als 340 Wohnungen werden 50 % öffentlich gefördert und 50 % (200 Studentenapartments) frei finanziert …. Die Fertigstellung und Vermietung soll in 2017 erfolgen“ (s.ebenda).
http://www.hbk-immo.de/#!muenzstrasse/c1pi1
Voll doof: Verkauf des städtischen Grundstücks „ehemalige Schule für Hörgeschädigte“ Schultzweg 9 an das private Finanzkapital: https://www.muenzviertel.de/?p=1764
Hamburger Abendblatt 13/14 Juni 2015
Hammerbrook – Kollektives Zentrum_ Wird die Besetzung legalisiert_ – Hamburg-Mitte – Hamburger Abendblatt-2
Bei einer Kaltfront, treffen kalte Luftmassen auf warme Luftmassen. Die kalte und schwere Luft schiebt sich unter die leichtere warme und verdrängt diese. Die warme Luft wird dadurch schnell nach oben gedrückt. Es entstehen riesige Wolkentürme, es gibt starken Niederschlag, oft auch Gewitter mit Windböen und es kühlt ab.
Doch noch herrscht im Münzviertel keine Kühlung. Weiterhin fegen stürmische Windböen durch das Viertel. Seit drei Monaten warten wir auf ein vom Fachamt für Stadt- und Landschaftsplanung Hamburg-Mitte angekündigtes Klärungsgespräch: Schultz Empfehlung I001 / Schultz Empfehlung I002 zwischen dem Investor HBK, KuNaGe e.V., der Liegenschaft und Mitgliedern der politischen Fraktionen mit dem Ziel, im alten Schulgebäude ein sozio-kulturelles Zentrum einzurichten: https://www.muenzviertel.de/?p=2507.
Stattdessen gießt die Hamburger Morgenpost mit ihrer polemischen Schlagzeile:
Hamburger Morgenpost 4. Juli 2015
weiteres Öl ins Feuer, denn es gibt weder von dem Kollektiven Zentrum (koZe) http://koze.in/ noch von der Stadtteilinitiative Münzviertel eine Aussage, die sich gegen den öffentlich geförderten Wohnungsbau von Sozial- oder Studentenwohnungen auf dem ehemaligen Schulgeländes stellt. Ganz im Gegenteil (s. oben: Voll doof) sowie: „Bisher haben die Initiativen laut ihren Sprechern im Plenum abgestimmt, dass sie die Kita verlassen, wenn auf dem Gelände gebaut wird und der Mietvertrag endet“ (Mopo v. 20.6.15, Seite 21). Die Gewitterfront wird immer schwärzer und dieses nicht nur im bildnerischen, sondern auch im partei-politischen Farbenspektrum.
Stadtteilinitiative Münzviertel 6.7.15
s. weiter: http://www.muenzviertel.de/blog/?p=2532