“Irgendein öffentliches Interesse betrifft eine bestimmte Gruppe von Menschen, eine Nachbarschaft oder auch nur ein haus oder eine Stadt oder eine andersgelagerte Gruppe. Dann werden diese Leute zusammenkommen, und sie sind sehr gut imstande, in diesen Dingen öffentlich zu handeln. Denn diese Dinge überschauen sie. …
… Und da, glauben Sie mir, da ist der Unterschied zwischen dem Staatsmann und dem Mann von der Straße prinzipiell gar nicht sehr groß.“
HANNAH ARENDT TV-GESPRÄCH MIT GÜNTER GAUS 7 ARD 28.10.1964
Liebe Nachbarinnen und Nachbarn, liebe Freundinnen und Freunde des Münzviertel ob nah oder fern, wo immer ihr auch seid,
am 12. Nov. 2002 trafen wir uns zum 1. Quartierstreffen um 19:00 Uhr in der damaligen Kantine der Jugendwerkstatt Rosenallee 11 (heute Aula Werkhaus Münzviertel).
20 Jahre Stadtteilaktivitäten ist ein dicker Batzen Stück Arbeit *** und Grund genug mit einem stolzen Blick zurück und einem offensiven Blick nach vorn mit euch gemeinsam auf die 20 Jahre anzustoßen.
Wir freuen uns auf euch!
Mit nachbarschaftlichen Grüßen Stadtteilinitiative Münzviertel
im ehemaligen Karstadt-Sports-Gebäude (Mönckebergstraße 2-4) 4. Stock denneuen Morgen:
„Ein Leuchtfeuer für Hamburg: Wärmeräume, Kantinen und Herberge für obdachlose Menschen im ehemaligen Karstadt-Sports-Gebäude“ mit dem Film: „Alles muss raus“ (1999):
„Die Kunst kämpft gegen die Verdinglichung, indem sie die versteinerten Menschen und Dinge zum Sprechen bringt – zum Singen, vielleicht auch zum Tanzen.
Herbert Marcuse 1977 Die Permanenz der Kunst, 1977
Mit der Kunstarbeit „Werkhaus Münzviertel zur Verschränkung von Pädagogik, Kunst und Quartiersarbeit“ einschl. „werkhaus 2.0“ („Zurück in die Zukunft, 41 Jahre Kunst im öffentlichen Raum“: https://www.hamburg.de/bkm/aktuelle-projekte/16499904/werkhaus/) im ehemaligen Karstadt-Sports-Gebäude verorte ich die Kunst mit ihrer Praxis und Begriffen mittenhinein in das Feld des Sozialen.
Wurde das Werkhaus während der Modellphase 2013 bis 2016 aus RISE-Mittel (Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung) finanziert, so wurde das Werkhaus seit November 2016 durch die Freie und Hansestadt Hamburg, HH-Mitte finanziert. Vor 1 ½ Jahren wurde der Etat durch die Hamburger Sozialbehörde (BASFI) zum Jahresende 2022 aufgekündigt und seitdem verhandelt das Werkhaus mit der Behörde um dessen Weiterfinanzierung. Dabei droht die Gefahr, dass sich der Druck der Verallgemeinerung bzw. Objektivierung des einzelnen Menschen durch administrative Kriterien sozialer Förderungsmaßnahmen (ESF – Jugend aktiv plus -) zu Lasten des auf das jeweilige individuelle Subjekt hin bezogene Arbeiten im Werkhaus Münzviertel weiter verstärkt.
Gegen eine solche Verallgemeinerung schützt m.E. die Autonomie der Kunst, wie dieses im deutschen Grundgesetzes (GG) mit dem Artikel 5 festgeschrieben steht: „Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei“. Das Bundesverfassungsgericht interpretierte diesen Artikel sogar als Aufforderung an die öffentliche Hand, Kunst (und Künstler*innen) finanziell zu fördern.
Dieses vorangestellt bestärkt mich in der Feststellung, dass Kunst und Soziales zusammenpassen. Und dieses auf gleicher Augenhöhe. Die Kunst verankert in der Ästhetik und das Soziale in der Soziologie. Beide gegründet in der Ethik.
Deshalb fordere ich mit kritischem Rückblick auf meine jetzt 20jährige gemeinwohlorientierte Stadtteilarbeit im Münzviertel auf eine gleiche finanzielle Honorierung von Kunstarbeit im Sozialen wie die Sozialarbeit im Sozialen selbst.
Und zugleich plädiere ich für weitere originäre soziale Kunstprojekte vor Ort in den nachbarschaftlichen Vernetzungen, dort wo die Menschen mit Ihren sinnlichen Wahrnehmungs-, Empfindungs- und Gestaltungspotenziale leben, denn nur mit Empathie für, in Demut gegenüber dem unmittelbaren Anderen (Emanuel Lévinas)** und in Solidarität mit den anderen, bewältigen wir m.E. partizipatorisch „von unten nach oben“ die unmenschliche Krise der gegenwärtigen Weltgemeinschaft (siehe: Aufstand der Frauen im Iran sowie unser Hoffen auf ein Aufbegehren der Russinnen und Russen gegenüber den Autokraten Putin, usw., usw.)
** Im unmittelbaren Antlitz des Anderen bin ich verantwortlich für den Anderen (Empathie) und diese Verantwortlichkeit generiert mich zu einem sozialen Wesen, welches sich in dem Geheimnis meiner Subjektivität gründet und der ich mich meiner Menschlichkeit (Emanuel Lévinas*) wegen nicht entziehen kann. Ohne das unmittelbare Antlitz des Anderen bin ich ein menschliches Nichts und objektivierbar für andere.
aus: „Das (unmittelbare entblößte) Antlitz ist exponiert, bedroht, als würde es uns zu einem Akt der Gewalt einladen. Zugleich ist das Antlitz das, was uns verbietet, zu töten.“ Emmanuel Lévinas „Ethik und Unendlichkeit“ S.65, 198