„.. „Fotografieren bedeutet teilnehmen an der Sterblichkeit, Verletzlichkeit und Wandelbarkeit anderer Menschen (oder Dinge).“ *
Vielleicht ist es dieses bewusste Teilnehmen, das die fotografische Arbeit Günter Westphals mit seiner Arbeit im sozialen Raum verbindet. Vielleicht ist es der Fotograf, der spricht, wenn er immer wieder fordert, ja manchmal vehement einfordert, sich „auf Augenhöhe“** zu begegnen. So könnte die Fotografie als eine Art Probierfeld betrachtet werden, als Suche nach den Möglichkeiten, Blickpunkten, Perspektiven, den situativ angemessenen Standpunkt zur Welt einzunehmen, als Übungen für ein ethisch/ästhetisches Standnehmen in der Welt und zu ihr, welches auf andere Weise im sozialen Raum in der Begegnung mit Anderen seine Wirkkraft entfaltet.
Günter Westphals Fotografien ebenso wie seine „Kunstarbeit im sozialen Raum“ *** sind konsequente Erprobungen einer bestimmten Einstellung zu Welt. Sich davon erfassen zu lassen, bedeutet Teil davon zu werden. Auf Augenhöhe“
Rahel Puffert
* aus Susan Sontag: „Über Fotografie.“ Aus dem Amerikanischen von Mark W. Rien und Gertrud Baruch. München/Wien 1989. S. 9-28.
„taz: Sie haben das Hamburger Münzviertel ein gallisches Dorf genannt. Was ist gallisch daran, Herr Westphal?
Foto: Miguel Ferraz
Günter Westphal: Wir sind dieser kleine Ort unterhalb des Hauptbahnhofes, der für eine partizipative Stadtentwicklung kämpft. Partizipation heißt für mich, gemeinwohlorientiert auf Augenhöhe mit allen Beteiligten zu planen und zu gestalten. Politiker*innen, Stadtentwickler*innen haben alle ein unterschiedliches Expertenwissen, wir haben eines über das nachbarschaftliche Miteinander – und das ist gleichberechtigt. Weiter: https://taz.de/Kuenstler-ueber-Aesthetik-als-empowerment/!5981019/
Liebe Nachbarinnen und Nachbarn, liebe Freundinnen und Freunde des Münzviertels,
10 Jahre „WERKHAUS MÜNZVIERTEL zur Verschränkung von Pädagogik, Kunst & Quartiersarbeit“ ist ein Grund mit euch zu feiern, mit einem bilanzierenden Blick zurück und einen hoffnungsvollen Blick nach vorn.
Beginnen werden wir ab 16:00 Uhr mit der Präsentation von Arbeiten der Künstlerinnen und Künstler der letzten 10 Jahre.
Um 16:30 Uhr eröffnen Tobias Filmar & Paulina Laskowski aus dem Werkhaus-Team die Feier und um 18:00 Uhr sprechen Rahel Puffert & Günter Westphal vom Küchenkabinett des Werkhauses.
Zwischendurch und danach spielen bis in den weiteren Abend hinein XDC:
Michel Chevalier (Bassklarinette, Klarinette) Thomas Pfeuti (Schlagzeug, Ukulele) special Guest Thorsten Hoppe (Geige)
Die künstlerische Raumproduktion Werkhaus Münzviertel: www.werkhaus-muenzviertel.de ist als Identität stiftendes Zeugnis tiefverankert in unsere über 20 Jahre gemeinwesenorientierten Stadtteilaktivitäten. „… Diese sind bis heute unser Einspruch gegen eine von »oben nach unten« diktierte Stadtgestaltung, wo die Politik- und Planungsmächtigen intransparent als »Gott-Vater« (wir wissen was für Euch gut ist) auftreten und somit die betroffenen Menschen vor Ort zur bloßen statistischen Größe degradieren. …
Münzstraße 2014
… Und sind zugleich bis heute unser Widerstand gegenüber der Objektivierung des Einzelnen durch andere und die Anforderung an uns selbst, die eigenen sinnlichen und geistigen Kräfte in der partizipativen Differenz zu den anderen zu stärken und zu aktivieren. …
Werkhaus Münzviertel
… Dabei schaffen wir unsere eigenen Bilder und setzen auf Empathie, Solidarität, Toleranz und Transparenz. Ein schöpferisches Gestalten von innen nach außen sowie ein emanzipatorisches Wirken von »unten nach oben«. …“ *
Wir freuen uns auf euer Kommen!
Stadtteilinitiative Münzviertel
* aus: “heft #7“ Dokumentation Werkhaus Münzviertel 04/2019 – 02/2020, Seite 6: »Wir malen keine Bilder, wir generieren Stadtgestaltung von unten« oder »Die Kunst ist das Erste«:
„ … Entworfen worden war der Klinker- und Sandstein-Komplex von Rudolf Klophaus, gebaut werden sollte auf dem Gelände, auf dem später der City-Hof entstand. …. Das Verwaltungshaus wäre zu dem Zeitpunkt das höchste Haus Deutschlands geworden. Nur das von Hitler für Hamburg gewünschte und von Konstanty Gutschow geplante Gauhochhaus sollte noch höher werden. Der Hochbahn-Bau wurde noch 1938 begonnen, doch 1940 setzte der Krieg dem Großprojekt ein Ende. …“
„… Die Stunde null ist der Begriff für den totalen Bruch mit der Vergangenheit. Und das galt nicht nur politisch oder kulturell, sondern auch für die Architektur. …
„Man wollte einen Neuanfang“, sagt Hamburgs Oberbaudirektor Jörn Walter. „Man wollte mit allem, was davor war im Dritten Reich nichts mehr zu tun haben.“ Die Architekten machten sich auf die Suche nach einer neuen und unverdorbenen Architektur. …
“Da haben viele ins Ausland geschaut und sich dort ihre Vorbilder geholt“, sagt Walter: Der helle Stein etwa stammt aus Dänemark und fand nicht nur bei den Grindelhochhäusern, sondern auch im Wohnungsbau der 50er-Jahre häufig Verwendung. Es war auch eine bewusste Absetzbewegung weg vom roten, schweren, dunklen Klinker, der Aufbruch in eine lichtere Zukunft. …”
Der City-Hof: ein ferner Spiegel:“Wir schauen hinein, und indem wir die eigene Gegenwart in der Vergangenheit spiegeln, erkennen wir mehr, als wenn wir diese unmittelbar betrachten würden.”:
„Dass der City-Hof verschwinden soll, ist für die SPD-Spitze spätestens am 30. April 2013 klar. Um 11.13 Uhr verschickt der damalige Finanzsenator Peter Tschentscher eine interne E-Mail, die keinen Zweifel daran lässt, dass ihm der Denkmalschutz bei diesen vier Hochhäusern am Hauptbahnhof ziemlich egal ist. …“:
oder: „ …. Im Zuge der Akteneinsicht wurde zeitgleich bekannt, dass 2013 Finanzsenator Peter Tschentscher, seit 2018 Erster Bürgermeister Hamburgs, persönlich den City-Hof-Abriss trotz Denkmalschutz betrieben hatte – obwohl sich der Senat im gerade verabschiedeten Denkmalgesetz zum vorbildlichen Umgang mit den Denkmälern im öffentlichen Besitz verpflichtet hatte.[18] :
2023: Johanneswall / Johann Kontor Foto: Marco Hosemann
Vergessen!
Häftlinge arbeiten beim Tonabbau an den Tongruben. Fotograf unbekannt, 1943/44. (ANg, 1981-511)
„ … 1938 kaufte ein Tarnunternehmen der SS ein stillgelegtes Klinkerwerk in Neuengamme. Das Konzentrationslager entstand. Zwei Jahre später kam es zwischen Hamburg, dem Reich und der SS zum Vertragsabschluß über die jährliche Lieferung von 20 Millionen Steinen für die Neugestaltung. Geplant wurde bis ins Detail, selbst Hamburger Künstler wurden schon auf ihre kommenden Aufgaben vorbereitet. …“: