Die Nachbarschaft mit Charakter und Marotten feiert – zum 20. Mal. Das Münzviertel lädt zu sich in die Repsoldstraße, Rosenallee und zum Münzplatz ein. Am Samstag, 15. Juli, geht es ab 14 Uhr los mit der großen Jubiläumssause.
Gestaltung: Florian Huchthausen
Ein DJ legt auf, es gibt Live-Musik von fünf Acts, (Kinder)-Schminken, einen Flohmarkt und man darf sogar hinter die Mauern des versteckten Münzgartens. Vegane Tacos, ein Lángos-Stand und natürlich Getränke stehen für die Gäste bereit. Die Bücherhallen, Kunstimbiss, Viva con Aqua, das Werkhaus Münzviertel, das Sperrgebiet St. Georg, ragazza e.V. und weitere Vereine, Gruppen und Unternehmen sind mit Infoständen dabei und zeigen, wie das urban-kreativ-nonkonfromistische Münzviertel tickt. Mittenmang der Verein “Kunstlabor naher Gegenden” (KuNaGe) der Stadtteilinitiative Münzviertel, der das Fest wie immer mitorganisiert.
Gemacht wird wie immer alles von den Menschen vor Ort: Kommerziell ist hier nichts, Nachbarschaft ist alles. Im Schulhafen entstehen die Schilder, Nachbar:innen übernehmen die Schichten am Getränkewagen und den Essensständen. Damit das 20. Münzviertel-Fest ein besonderes wird, packen alle mit an. Mittenmang der Verein “Kunstlabor naher Gegenden” (KuNaGe) der Stadtteilinitiative Münzviertel, der das Fest wie immer mitorganisiert. “20 Jahre, da muss es natürlich nochmal ordentlich krachen”, findet Patrick Funke vom KuNaGe. So ein Straßenfest sei ja dann immer doch einmal mehr Arbeit als gedacht. Und trotzdem lohnt es sich, dem Viertel etwas zurückzugeben, betont Rhonda aus dem Organisationsteam: “Es ist so offen und freundlich im Münzviertel. Niemand wird wegen seiner komischen Art ausgeschlossen. Ein bisschen komisch: Das sind die Leute hier einfach gewohnt.”
Auf der – in diesem Jahr besonders großen – Bühne stehen Krankenwagens, Melting Palms, Siggi Hopf, Reggaedemmi und ein spezieller Überraschungsgast.
“Don’t Send Help” heißt die Debüt-EP von Krankenwagens, die Gruppe aus Berlin und Hamburg bringt lässigen Alternative Rock mit ins Münzviertel.
Die Melting Palms, ausgezeichnet mit dem „Krach+Getöse“-Preis, betrachten sich selbst mehr als Kollektiv denn als Band. Wenn sie sich nun unbedingt entscheiden müssen, nennen sie ihre Musik so: Kraut-Punk-Dreampop.
Siggi Hopf sieht aus wie der Mann, der in jeder Hamburger Eckkneipe rumhängt. Wenn er auftritt, weiß zwar niemand genau, welches Genre das ist – aber das macht auch nichts. Er hat Saiteninstrumente mit Synthesizern dabei, akustische Drums und Drummachines, was dann daraus wird, ist immer wieder neu.
Acht Musiker:innen in jamaikanischer Tradition: Das sind Reggaedemmi. Ihre Songs auf Deutsch, Spanisch und Englisch sind mal politisch, mal tanzbar – und gerne auch beides.
„Die Idee des 1. Straßenfestes entstand aus kulturpolitischen Gründen. Wo liegt denn eigentlich das Klostertor? Wer und was sind wir selbst, wohin gehören wir, wie lautet die Betitelung unseres Stadtviertels? In Hamburg und selbst in St. Georg kannte uns kaum jemand. Und das sollte nicht so bleiben.
Aufmerksam machen auf das Leben zwischen den Gleisen war die Intention der Bewegung, die um die Münzburg herum entstand. Abgeschnitten im Süden durch Industrie, im Westen durch Brache und Konsum, im Norden durch den Hauptbahnhof mit seiner Drogenproblematik geriet das historisch gewachsene Wohnviertel zusehends zum sozialen Brennpunkt. Dieses, von den städtischen Politikern und Behörden gezielt verschwiegene Phänomen, galt es durch Eigeninitiative zu verhindern.
Anja Wolf, Mitorganisatorin des 1. Straßenfestes 2002 aus: „Under the Bridge“ Münzviertelbeilage „Der lachende Drache“ Juli/ Aug 04“ aus:
„… Nach einem fulminanten Start im Jupiter, nicht zuletzt auch ermöglicht durch die Hamburg Kreativ Gesellschaftund unsere tollen „Mitbewohner:innen“ im Jupiter, wie La Tribune Noire, dem Landesverband Hamburger Galerien e.V., der Hamburger Kunstgalerie, dem Kollektiv Kanal3, der Hanseatischen Materialverwaltung mit einer wunderschönen Deko und einer einzigartigen, großen Dachterrasse und weiteren Akteuren, eröffnen wir die zweite Ausstellung…“: aus: Echo-Verteiler v. 13.5.23 **
Ehemaliges Karstadt-Sports-Gebäude Mönckebergstraße 15. April 2023
„Öffentlicher Raum ist nicht für alle da …
… Jupiter richtet sich an die urbane Gesellschaft. Eintreten kann, wer keine Hilfsbedürftigkeit ausstrahlt und am Security-Personal vorbeikommt. …
… Um auf der Dachterrasse antikapitalistischen Träumereien nachzugehen, sollte man das nötige Kleingeld dabei haben. Ein Bier kostet vier Euro, zuzüglich Pfand. …
… Auf dem Weg nach draußen, vorbei am Security-Personal, ist sie wieder da, die Realität: Vor dem Schaufenster des Jupiter sitzen Menschen. Einige betteln, andere schützen sich mit einem Schlafsack vor der immer noch ungemütlichen Aprilluft. Gerne gesehen waren die Bettler:innen in der Mönckebergstraße noch nie. Seit einigen Wochen werden sie jedoch noch vehementer von der Polizei: https://taz.de/Aktivist-ueber-Bettelverbote-in-Hamburg/!5928138/ …
… Ein Mann läuft an ihnen vorbei. Er trägt eine bunte Giraffe unterm Arm. Für 200 Euro kann man das Kunstwerk aus recycelten Flip-Flops in einem der Pop-up-Stores erwerben. Auch öffentlicher Raum ist nicht für alle da. Sollte die Innenstadt zurückerobert werden, lautet die Frage: „Für wen eigentlich?“ …“
„werkhaus 2.0“ ehemaliges Karstadt-Sports-Gebäude 17. Dezember 2022
„Hatte ich noch bis in die erste Januarhälfte gehofft, im Verbund mit dem „Hauskonzept-Work in Progress“ des „Zentrum für Zukunft“ im EG des Karstadt-Sports-Gebäudes das Real-Labor „Herberge für obdachlose Menschen“ konkret umzusetzen, zeigt der abschlägige Bescheid der Kreativ-Gesellschaft ***, dass diese unter dem Dach der Kulturbehörde im kommerz- und eventorientierten Einklang mit dem „Trägerverbundes Projekt Innenstadt“* weiterhin unbeirrt auf die soziale Ausgrenzung von obdachlosen Menschen setzt: https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Obdachlose-in-der-Innenstadt-Hamburger-Geschaeftsleute-in-Sorge,obdachlos518.html
Eine Ausgrenzung, die m.E. im klaren Widerspruch zu einem Kunstbegriff steht, in dessen Mitte die Entfaltung und Förderung des Schöpfungsimpuls (Aisthesis) sowie die Gestaltungskraft (Ästhetik) des jeweils einzelnen Menschen – ob obdachlos oder nicht – steht, wie wir dieses jetzt seit 10 Jahren mit der Kunstarbeit „Werkhaus Münzviertel“ versuchen zu betreiben.: https://www.werkhaus-muenzviertel.de
Mit anderen Worten: Ich wünsche mir eine kritische Nachbetrachtung von „ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT / 41 Jahre Kunst im öffentlichen Raum“ innerhalb der Kulturbehörde und außerhalb durch diese einen offensiven Diskurs über den Stellenwert von „Kunst im sozialen Raum“ in progressiver Abgrenzung zum Begriff von „Kunst im öffentlichen Raum“. aus:
Sachbericht „werkhaus 2.0“ (30.3.23) für die Hamburger Behörde für Kultur und Medien
Erstbezug: NEU Möbliertes Studio im Münzviertel 1.400 € Kaltmiete, 1 Zimmer 29 m², 1.600 € Warmmiete:
55 € (warm) pro 1 qm sind Treibsatz für die Erhöhung des Mietenspiegels, der sich in der zukünftigen Höhe der Bestandsmieten im Kiez widerspiegeln wird. Gentrifizierung mit Ansage!*
„… Objektbeschreibung: … 10 Minuten zu Fuß zu Hamburgs UNESCO-Weltkulturerbe – Speicherstadt, 10 Minuten zu Fuß zum Hauptbahnhof, 15 Minuten zu Fuß zu Hamburgs schöner Alster. …
… ERSTBEZUG in eine neu erbautes Gebäude (Fertigstellung April 2023) in einer Kopfsteinpflasterstraße, umgeben von charmanten alten Gebäuden, auf die Sie vom Balkon ausblicken können – Sie bekommen das Beste aus beiden Welten“
Wir begrüßen unsere neuen Nachbarinnen und Nachbarn. Es gibt gemeinsam viel zu tun Viertel**, dort wo sich unten in den Straßen und Plätzen das nachbarschaftliche Miteinander untereinander solidarisiert, toleriert, tanzt und lacht.
Mit nachbarschaftlichen Grüßen Stadtteilinitiative Münzviertel