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Vom Viertel fürs Viertel II Wir haben gehüpft

Hallo liebe Bewohner des Münzviertels,

zum dritten Mal bin ich als ungebetener Gast zufällig (kann das noch Zufall sein?) auf Euer wunderbares Straßenfest geraten (eigentlich wollte ich nur einen Blick in die Galerie Kammer werfen) und habe wieder einen beglückenden Nachmittag und Abend erlebt.

Das Münzviertel kenne ich als neugieriger Stadtspaziergänger schon sehr lange. Der Begriff „Viertel“ ist ja doch eine klare Übertreibung (ähnlich wie beim Gängeviertel). Tatsächlich sind es nur ein paar, teils wunderschöne Wohnhäuser mit ungewissem Schicksal zwischen Gewerbe und Verkehr.

Dem transitorischen Charakter der städtebaulichen Lage entspricht die Mischung der Bewohner aus sozialen, ethnischen, politischen und kulturellen Migranten, die hier teils aus Not, teils aus eigenem Willen zur Absonderung mehr neben- als miteinander leben. Dass sich aus dieser Lage das trotzig kontrafaktische Projekt des „Münz-Viertels“ entwickelt hat und seit vielen Jahren behauptet, finde ich bemerkenswert und beeindruckend. Offenbar gibt es unter den Bohemiens, die das Leben in der Differenz zur wachsenden Stadt nicht bloß erleiden, sondern es schätzen und verteidigen wollen, auch ziemlich tatkräftige Leute.

Das Straßenfest erlebe ich als praktische Behauptung des Ideals einer Gemeinschaft der Nicht-Identitären. Diese Gemeinschaft, die ihre Substanz im räumlichen Zusammenhang des Wohnens hat, betätigt sich, wie es ihr gemäß ist, nämlich in einem entspannten Neben- und Durcheinander auf der gemeinsamen Straße, beim Stehen, Gehen, Sitzen, Essen, Schauen, Hören, zu dem alle als Subjekt und Objekt gleichermaßen und doch ganz unterschiedlich beitragen. Ganz praktisch begeistern mich bei Euren Festen jedes Mal wieder das wunderbare hausgemachte Essen und natürlich die überraschenden, durchweg interessanten Perfomances auf Eurer Bühne.

Tumorchester

Boyd’s Gitarren Orchester

Konrad Küchenmeister

Meine Freude am Besuch Eures Viertels und des Straßenfests hat natürlich etwas Voyeuristisches, aber ich hoffe, dass auch dieser neugierige Blick von außen quasi als Beitrag zur Selbstwahrnehmung des Viertels gerechtfertigt werden kann.

Herzliche Grüße
Kai

6. September 2013

Fotos: Günter Westphal

www.muenzviertel.de/blog/?m=201307

Münzviertel Diskurs: Bildende Kunst und partizipatorische Stadtteilentwicklung: Passt das zusammen? 2.9.13

ViertelHaus: Fabian Nitschkowski 2009

Einladung

Bildende Kunst und partizipatorische Stadtteilentwicklung: Passt das zusammen?

Im Mittelpunkt des Diskurs steht die Frage, welche inhaltliche Begrifflichkeit die Hamburger Politik der Bildenden Kunst innerhalb ihres kulturpolitischen Selbstverständnisses zuschreibt. Und wie sich diese dann in der politischen Umsetzung inhaltlich wie fiskalisch auf dem Arbeitsfeld der Kulturbehörde auswirkt bzw. niederschlägt.

Nach vielen Jahren des Auf und Ab ist es uns nun endlich über die Einrichtung des Gewerk: Grün zum 1.9.2013 gelungen, einen ersten Einstieg in das „WERKHAUS MÜNZVIERTEL – ein Modellprojekt zur Verschränkung von Pädagogik, Kunst und Quartiersarbeit“ in der Rosenallee 11 auf den Weg zubringen. Finanziert wird der Einstieg im Rahmenprogramm der integrierten Stadtteilentwicklung: „Fördergebiet Münzviertel“ (RISE)  durch die BSU, BSB und BASFI.

www.muenzviertel.de/blog/?p=730

Theoretisches und praktisches Kriterium unserer 11 jährigen Stadtteilaktivitäten wie auch die inhaltliche Konzeption des Werkhauses ist die Bildende Kunst. Leider ist es uns nicht gelungen, die KB trotz deren positiven Bewertung des Konzepts zu einer Mitfinanzierung des Werkhauses zu gewinnen.

www.muenzviertel.de/blog/?p=233

Da die KB ihre Ablehnung mit fehlenden Haushaltsmitteln begründet für deren Zuteilung die politisch Verantwortlichen der Freien und Hansestadt Hamburg zuständig sind haben wir die kulturpolitischen SprecherInnen der jeweiligen Bürgerschaftsfraktion zu unserem öffentlichen Münzviertel Diskurs eingeladen

Am 2.9.13. um 19.00 Uhr in der ehemaligen Jugendwerkstatt Rosenallee 11

Zugesagt haben:

Isabella Vértes-Schütter (SPD),
Katharina Fegebank in Vertretung von Christa Goetsch (Die Grünen),
Norbert Hackbusch
(Die Linke)
Als Gast: Prof. Michael Haller (emeritiert HfbK Hamburg)
Moderation: Hajo Schiff (Kunstmittler taz Hamburg)

Wir freuen uns auf euer Dabeisein.

Stadtteilinitiative Münzviertel

Der Lachende Drache 7:8 2013 Münzviertel

 

12. Straßenfest Münzviertel 10.8.2013

Vom Viertel – Für`s Viertel

Am 10. August heißt es nun zum 12ten Mal raus auf die Straße und das Viertel bunt machen. Das Münzviertel feiert sich selbst, die Kunst, das Leben und die Menschen! Für viele ist es schon längst eine willkommene Gelegenheit dem Münzviertel einen Besuch abzustatten. Von den Bewohnern selbst auf die Beine gestellt gibt es ein vielseitiges Programm mit Livemusik, Performances, Flohmarkt und Infoständen. Vieles lädt zum Mitmachen ein, wie ein alternativer Mehrkampf, eine offene Bühne und weitere Aktionen. Dabei geht es nicht nur um das Feiern: Die Bewohner wollen zeigen, dass sie ein Teil des Quartiers sind, dass zwischen den Mauern und Glaswürfeln Leben herrscht. Das MünzviertelStraßenfest ist dabei unkommerziell und trägt sich unter anderem durch öffentliche Mittel, Spenden und durch den aktiven Beitrag von Bewohnern an den Ständen.

Es gibt eine Open Stage und Dj’s, einen Mehrkampf, T-Shirt Druck, Flohmarkt, Infostände, Performances, Pflanzen- und Fleischfutter und zum Abschluss ein Karaoke-Massaker.

Und auf der Bühne spielen:

Double Kick Flamenco

Flamenco mischt sich hier mit Experimental und Rock, die unterschiedlichen musikalischen und kulturellen Prägungen der Tänzerinnen und Musiker schimmern immer durch, ein Tanz der Genre und Kulturen. Es entsteht etwas Modernes, Frisches und extrem Facettenreiches. Ein Zusammenspiel von Musik und Tanz, mal ungebremst, kraftvoll und wendig, mal unbeirrbar ruhig.

Bei Double Kick treffen Tänzerinnen und Musiker aufeinander, die auch in Genres jenseits des Flamenco aktiv sind, und nun der Gruppe durch ihre persönlichen Interpretationen und Einfärbungen etwas Besonderes verleihen:

R.J. Schlagseite

Absolut authentischer Liedermacher besingt seinen unorthodoxen Lebenswandel mit ausgeprägtem Sinn für Humor!

R. J. Schlagseite schreibt an einem neuen Album. Nach „Für meine Niederlagen hab ich nichts gekonnt“ und „Auch Masshalten muss im Rahmen bleiben“ holt der passionierte Garagen-Rocker wieder die E-Gitarre hervor. Aus Bock. Und damit die nächste Scheibe sich klanglich vom Vorgänger unterscheidet. Beim Münzfest gibt es einen Vorgeschmack auf den neuen Sound und das eine oder andere neue Lied zu hören.

Tumorchester

Das Tumorchester ist eine Avantgarde-Freestyle-Noise-Formation, bestehend aus zwei Geigen, einem Saxophon, Bass und Schlagzeug. In ihrer Musik vereinen die fünf Musiker Elemente des Jazz, Punk, Rock und Noise. Neben mehreren Veröffentlichungen hatte die Band seit der Gründung vor rund 15 Jahren diverse Auftritte unter anderem in Spanien, Tschechien, den Niederlanden und natürlich in Hamburg.  

Onemillionsteps

Onemillionsteps findet man da, wo sich Death Jazz und Metzgerpop vereinen zu transzendentalem Love-Folk-Pop, der alles und jeden einlädt, Teil der Familie zu werden. Mit einer Femme Frontale, die zwitschert wie die Vöglein und heult wie die Sirenen, getragen von einem brummenden Orchestral-Organismus, von flüsterleise bis infernalisch laut.

Boyds Elektro Gitarren Orchester

Boyds Elektro Gitarren Orchester (BEGO) wurde 2009 in Hamburg ins Leben gerufen. Der Kern der Gruppe besteht aus den Nelly Boyd Mitgliedern Robert Engelbrecht, Jan Feddersen (beide Gtarre), Peter Imig (Bass) sowie Olve Strelow (Schlagzeug). Dazu kommt eine variable Besetzung aus einem Pool von Gitarristen, so dass bei jedem Konzert bis zu 12 (mindestens aber 6) Gitarren beteiligt sind. BEGO steht in der Tradition der Pioniere erweiterter Gitarrenbesetzungen wie z.B. Rhys Chatham und Glenn Branca. BEGO spielt minimalistische, soundorientierte Musik. Die Gitarren bauen einen dichten Klangteppich voller Obertöne auf, zu dem Bass und Schlagzeug als Solisten das rhythmische Fundament liefern: ein hypnotischer, groovender wall-of-sound. BEGO trat bislang in Hamburg und Berlin sowie beim Fusion Festival 2010 auf und spielte zusammen mit Rhys Chatham beim klub katarakt-Festival 2011.

Konrad Küchenmeister

Konrad Kuechenmeister komponiert, arrangiert, mixt und das alles LIVE auf der Bühne. Dabei spielt er Gitarre, Melodika, Piano, Drums, und Beatbox mit Effekten in eine Loopstation ein, die alles Eingespielte in eine Endlosschleife ( LOOP ) versetzt. Heraus kommt Drum n Bass, Reggae, DubStep, Ska, Dub und Improvisationen…


 

Endlich Einstieg WERKHAUS MÜNZVIERTEL

Es ist tatsächlich wahr: Am 1. September 2013 beginnen wir mit dem Einstieg in das Werkhaus Münzviertel. Ort des Geschehens ist die ehemalige Volksschule für Mädchen in der Rosenallee 11.

Die Idee und das Konzept des „Werkhaus Münzviertel – Modellprojekt zur Verschränkung von Pädagogik, Kunst und Quartiersarbeit“ ist das Herzstück unserer fast 11 jährigen gemeinwesenorientierten Stadtteilarbeit. 2008 wurde das Projekt im Rahmen der integrierten Stadtteilentwicklung (RISE) als Schlüsselprojekt in das Handlungskonzept „Fördergebiet Münzviertel“ aufgenommen.

Die Konzeption des Werkhauses basiert auf dem Prinzip der Produktionsschule (Lernprozesse erfolgen über Produktionsprozesse) und orientiert sich am pädagogischen Konzept des Bauhauses (Einheit von künstlerischer und handwerklicher Ausbildung).

Grafik: Mario Mensch 2011

Leider ist der jetzige Einstieg nicht der große Wurf (1). Statt der vier von uns konzeptierten Gewerke: Grün, Holz, Tuch und Küche beginnen wir am 1.9.  vorerst nur mit einem Gewerk und zwar mit dem Gewerk: Grün.  Dieser Einstieg ist ein in enger Zusammenarbeit mit der vor Ort beheimateten Tagesstätte Herz As (2) konzeptiertes niederschwelliges Angebot für ca. 12 -15 obdachlose Jugendliche und Jungerwachsene.

Herz As  2012

Pädagogisches Ziel des Werkhauses ist es, die Jugendlichen und Jungerwachsenen darin zu bestärken, ihre eigene Lebensperspektive aus den Beschränkungen ihrer bisherigen Lebensbiografie zu befreien, um ihnen die Möglichkeit zu eröffnen, selbstbewusst den eigenen Weg in ihre zukünftige Lebens- und Arbeitswelt zu finden. Die Zusammenarbeit mit Künstler/innen hat zum Ziel, den forschenden und ästhetischen Aspekt innerhalb der Lernprozesse zu stärken.

Das Werkhaus mit seinen Angeboten außerhalb des Werkhauses wie z.B.: die Grüngestaltung u. ä. innerhalb des Quartiers sind aus dem Quartier heraus mit dem Ziel entwickelt, die zukünftigen Werkhäusler nicht nur als bloße Gäste des Quartiers, sondern sie ebenfalls als gleichberechtigte Mitglieder des Gemeinwesens Münzviertel zu betrachten und zu befördern.

Damit erleben sich die zukünftigen Werkhäusler in der partnerschaftlichen Vernetzung z.B. zwischen sich und dem nachbarschaftlichen „Münzgarten“ (3) als aktive und gleichberechtigte Teilnehmende des Gemeinwesens Münzviertel und erfahren zugleich, dass ihr persönliches Engagement zum Gelingen eines intakten Gemeinwesens beiträgt.

Münzgarten 2011

Münzgarten 2013

Das Projekt wird von einem vierköpfigen Team (Fachanleitung, künstlerische Leitung und sozialpädagogische Kraft sowie eine geringfügig Beschäftigte administrative Kraft) durchgeführt. Inhaltlich gestaltet und begleitet wird das Projekt durch das „Küchenkabinett“ bestehend aus Mitgliedern des Vereins „Kunstlabor naher Gegenden e.V. (KuNaGe)“ (Quartiersträgerverein der Stadtteilinitiative) und dem vor Ort tätigen Bildungsträger „passage gGmbH“. Dieses Kabinett analysiert gemeinsam mit dem Team regelmäßig die Erfahrungen und Ergebnisse des Projektes und empfiehlt nach Bedarf entsprechende Maßnahmen.

Aula der ehemaligen Volksschule für Mädchen Rosenallee 11
ab 1.9.2013 Chilli- und Ausstellungsraum Werkhaus Münzviertel Gewerk: Grün

Finanziert wird der Einstieg in das Werkhaus zu jeweils einem Drittel von der Fachbehörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU), der Fachbehörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (BASFI) und der Fachbehörde für Schule und Berufsbildung (BSB). Gesichert ist die Finanzierung bis zum Jahr 2015.

Für die Stadtteilinitiative Münzviertel
Günter Westphal

(1) www.muenzviertel.de/blog/?p=346
(2) www.herzashamburg.de/
(3) www.muenzgarten.wordpress.com/