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Winternotprogramm 2012/13 Spaldingstraße 1a

Hochhäuser Spaldingstraße 1a und 1b

Jeder Mensch, der in Hamburg obdachlos wird, muss vor dem Erfrieren geschützt werden, egal woher er kommt und wie lange er in Hamburg bleibt.

Aus diesem sozialen Selbstverständnis heraus akzeptieren wir, wie bereits im vergangenen Jahr, die Einrichtung des diesjährigen Winternotprogramms (WNP) 2012/2013 als Erfrierungsschutz für Obdachlose in der Spaldingstr. 1*.

Allerdings weisen wir aufgrund der Erfahrungen des Quartiers mit dem vorjährigen WNP mit allem Nachdruck darauf hin, dass

1. die 160 geplanten Übenachtungsplätze einschließlich weitere Reserveplätze für das Münzviertel mit seinen 1150 Einwohnern in unmittelbarer Nachbarschaft des Beratung- und Gesundheitszentrum St. Georg (Drob Inn u.a.) und den täglich zusätzlichen ca. 160 Nutzern der Tagesstätte „Herz As“ für Obdachlose in der Norderstraße 50 proportional zu hoch sind. Und darüber hinaus befürchten wir

2. in Rücksprache mit Fachleuten aus dem Bereich der Obdachlosenbetreuung, dass die wie im letzten Jahr gleichfalls angezeigten 160 Schlafplätze wiederum nicht für das WNP 2012/2013 ausreichen und die für den Senat federführende Fachbehörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (BASFI) gezwungen sein wird, genau wie im letzten Jahr die 160 Plätze auf mindestens 230 aufzustocken.

Deshalb fordern wir die BASFI auf,

uns im Vorwege trotz besseren Wissens nicht mit falschen Zahlen über den tatsächlichen Bedarf von notwendigen Übernachtungsplätzen abzuspeisen, sondern die angezeigten 160 Übernachtungsplätze in der Spaldingstr. 1 auf 100 Plätze zu begrenzen und für die weiteren notwendigen Plätze einen zweiten Standort an anderer Stelle der Stadt einzurichten.

Des Weiteren fehlt dem WNP aus unserer Sicht nach wie vor eine minimale soziale Komponente.

Um über Tag und Nacht die negativen Folgeerscheinungen wie: Müll, Fäkalien, Lärm und körperliche Aggressivitäten untereinander und gegenüber den Quartiersbewohnern infolge von übermäßigen Alkoholkonsum (Alkoholiker) seitens vieler WNP-Nutzer innerhalb des Quartiers und hier insbesondere vor und in den privaten Hauseingängen in Grenzen zu halten,

fordern wir, wie leider bereits im letzten Jahr erfolglos, die BASF nochmals eindringlich auf:

wegen des strikten Alkoholverbotes innerhalb des Hauses Spaldingstr.1 einen zusätzlichen Regenunterstand sowie einen täglich 24 Stunden geöffneten Aufenthaltsraum einschließlich Toiletten  (z.B.: leeres Erdgeschoß Spaldingstr. 1b) einzurichten.

Um der Tagesstätte „Herz As“ in unmittelbarer Nachbarschaft zur Spaldingstr. 1a während des WNP 2012/2013 weiterhin einen überschaubaren Tagesablauf zu ermöglichen, ist es unseres Erachtens dringend notwendig, der Tagesstätte seitens der BASFI eine zusätzliche Personalstelle sowie eine Sicherheitskraft zuzuweisen.

Stadtteilinitiative Münzviertel  21.10.12

* seitdem sich 2009 die beiden leeren Bürohochhäuser Spaldingstr. 1a und 1b im Besitz der Freien und Hansestadt Hamburg befinden,  bemühen wir uns bis zum heutigen Datum leider ohne Erfolg, um eine Zwischenanmietung einige der leeren Büroräume für unsere gemeinwesenorientierten Stadtteilaktivitäten.

Wir sind alle Pussy

Wir sind alle Winternotprogramm. Wir sind alle Pussy. Wir sind alle Werkhaus.

 

Und nun doch das WERKHAUS?

Zurzeit hängen wir wieder mal tief im Dazwischen, zwischen Bangen und Hoffen. Erst die Absage des Ersten Bürgermeisters (24.6.)*. Dann am 31.7. vom neuen Bezirksamtsleiter Andy Grote die Ansage, dass trotz der Absage des Bürgermeisters nun doch sowohl die BASFI wie auch die BSB an eine Einstiegsfinanzierung zur  Einrichtung des Werkhauses beteiligen wollen.

Unterstrichen wurde diese Ansage während der Quartiersbeiratsitzung zwei Tage später durch Frau Prott (BASFI) im Rahmen ihrer Ankündigung, dass sich die BASFI wiederum dazu entschieden hätte, das kommende Winternotprogramm 12/13 für Obdachlose genauso wie im letzten Jahr mit 160 Schlafplätzen (im Notfall darüber hinaus) durchzuführen. Ein Schelm, wer zwischen der Ansage von Herrn Grote und der Ankündigung von Frau Prott Böses denkt.

Zwar ermöglichen uns die positiven aber leider viel zu geringen finanziellen Signale aus den Fachbehörden vorerst nicht, den großen Wurf von vier Gewerken (Grün, Küche, Tuch und Holz)** auf den Weg zu bringen, aber unter dem Motto: „Besser ein Spatz in der Hand als eine Taube auf dem Dach“ gestatten uns die Signale über das Gewerk: Grün einen ersten Einstieg in das Werkhaus.

Doch ob wir bereits den Spatz fest in der Hand halten, wird sich erst in diesen und den nächsten Wochen zeigen, wenn wir mit den Fachbehörden erste konkrete inhaltliche sowie finanzielle Verhandlungen führen. Es wird spannend und arbeitsreiche Wochen liegen vor uns.

G.W. 9.9.12

siehe auch
www.muenzviertel.de/blog/?p=298
www.muenzviertel.de/blog/?paged=4

43. Quartierstreffen 31. Juli 2012

Plakat 43001

Die Absage* des Staatsrates im Namen des Ersten Bürgermeisters, uns für die Einrichtung des WERKHAUS weder eine politische noch eine finanzielle Unterstützung zu gewähren ist enttäuschend bitter. Und die Absage wiegt doppelt schwer, weil sich diese im krassen Widerspruch zu den Äußerungen des neuen Bezirksamtsleiter Herrn Grote (SPD) stellt, wie er uns diese während unserer Diskursveranstaltung am 12.6. hoffnungsvoll mitteilte, dass sich sowohl die BASFI wie auch die BSB aufgrund seiner Bemühungen: „auf uns zu bewegen würden“ und nun endlich bereit wären, über eine mögliche Mitfinanzierung des Werkhauses ernsthaft nachzudenken. Und wir uns deshalb bis zum Eintreffen des Antwortschreiben vom Ersten Bürgermeister in ca. 2 – 3 Wochen noch etwas in Geduld üben sollten (s. Beitrag unten: “Der Diskurs, das Werkhaus und die Kunst”)

Da am übernächsten Dienstagnachmittag am 31.7. in Absprache mit dem bezirklichen Fachamt für Stadt- und Landschaftsplanung ein klärendes Gespräch zwischen uns und Herrn Grote stattfindet, verkneifen wir uns vorerst an dieser Stelle weitere kritische Anmerkungen zu der Absage. Trotzdem beschäftigt uns vorrangig die Frage: Sind die altbackenen Phrasen vom Urheber des Schreibens strategisches Kalkül oder sind diese einfach nur dumm. Wir treffen uns am 31.7. nach dem Gespräch mit Herrn Grote und dem Fachamt um 19.00 Uhr im Treffpunkt Münzburg.

Für die Stadtteilinitiative Münzviertel
Günter Westphal

*

siehe hierzu
https://www.muenzviertel.de/?p=233

Der Diskurs: “Das Werkhaus und die Kunst”

v.l.n.r.: Joachim Weretka NDR , Prof. Dr. Ingrid Breckner, HCU, Olaf Duge GAL*, Andy Grote SPD Bezirksamtsleiter Hamburg-Mitte, Tim Golke DIE LINKE*, Prof. Bernd Kniess, HCU, Michael Mathe Fachamt für Stadt- und Landschaftsplanung Hamburg-Mitte

*stadtentwicklungspolitische Sprecher der jeweiligen Bürgerschaftsfraktion

Zuerst das Erfreuliche: Die Diskursveranstaltung am 12.6.12 war ein Erfolg.  Das Haus war voll und ein Hauch von Hoffnung machte sich über den Abend hinaus breit, dass die Einrichtung des Werkhauses als primäres Schlüsselprojekt des „Fördergebiet Münzviertel“ (RISE) doch noch Realität werden kann. Dieser leichte Optimismus gründet sich in der Mitteilung des neuen Bezirksamtsleiter Herrn Andy Grote (SPD), dass sowohl die BASFI wie auch die BSB endlich bereit sind, eine mögliche Mitfinanzierung des Werkhauses ernsthaft zu prüfen. Das Ergebnis soll uns in ca. 2 – 3 Wochen durch das Antwortschreiben des Ersten Bürgermeisters auf unser Schreiben vor sechs Wochen liefern. Wir warten gespannt.

Doch auf dem Spiel steht weiterhin unser Misstrauen gegenüber dem Wahrheitsgeheilt von Partizipation im Rahmen von städtischen Stadtteilentwicklungsprogrammen zwischen den Betroffenen, der Politik und der Verwaltung.

Und das nicht so Erfreuliche: Leider wurde es unsererseits im Eifer des Diskurses versäumt, Herrn Grote und den anderen Teilnehmer/innen des Diskurses darauf hinzuweisen, dass sich neben der BSU, der BASFI und der BSB auch die KB sowohl finanziell wie auch inhaltlich an dem Projektvorhaben Werkhaus beteiligen sollte, da sich das Konzept des WERKHAUS MÜNZVIERTEL – eine Modellschule zur  Verschränkung von Pädagogik, Kunst und Quartiersarbeit -” (1)  nicht nur auf das bloße Konzept der Produktionsschule reduzieren lässt, sondern sich gleichfalls modellhaft in seiner pädagogischen Verschränkung von Kunst und Quartiersarbeit in dem Konzept des Bauhauses (Einheit von künstlerischer und handwerklicher Ausbildung) gründet.

Denn eine solche Einheit spiegelt u. E. passgenau (mit keinem anderen Ort der Stadt vergleichbar) die städtebauliche Verortung des Münzviertels im Dreieck der Kunstmeile (mit ihren jeweiligen handwerklichen Werkstätten) wieder.

Und befördert zugleich nachhaltig die endogenen Potentialen (aktive Studentenschaft sowie Freiberufler in der Schnittmenge von Kunst, Sozialem und Städtebau) des Viertels.

Gewährleistet wird die Einheit von künstlerischer und handwerklicher Ausbildung innerhalb der vier Gewerke  – Grün, Küche, Tuch und Holz –  des

zukünftigen Werkhauses durch jeweils eine Werkleiter/in in Assistenz mit einer Künstler/in. Und  eine solche Assistenz zu finanzieren wäre u. E. eine klassische Aufgabe der KB.

Für die Stadtteilinitiative Münzviertel
Günter Westphal
18.6.12

(1) Konzept Produktionsschule