Am 6. Juli 21 wurde uns ohne Vorankündigung aus der Sozialbehörde mitgeteilt, dass die Behörde das Werkhaus (1) ab 2023 nicht mehr finanzieren wird. Begründung: Mit unserem niedrigschwelligen Angebot für wohnungslose Jungerwachsen zwischen 18 und 27 Jahren passen wir in kein Förderungsprogramm. Ob dieser Finanzierungstop politisch innerhalb der Sozialbehörde abgesichert worden ist, ist noch offen.
Pressekonferenz „Villa Viva“ im Münzviertel Schultzweg 4 12.Juli 2021
Eine Woche später am 12. Juli 21 begrüßt der Finanzsenator Andreas Dressel das Bauvorhaben „Villa Viva“ von Viva con Agua am Schultzweg im Münzviertel (2):
„Es brauchte eine größere, übergeordnete Idee, die die Erschwernisse, die das Grundstück mit sich bringt, überragt“, sagte Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel (SPD). Die habe Viva con Agua mitgebracht. „Wir sind sehr happy über diese tolle Partnerschaft. Auch weil wir wissen, dass es hier nicht nur ein Gästehaus braucht, sondern einen Akteur, der die ganze Nachbarschaft, das Quartier Münzviertel, mit im Blick hat. Denn das braucht es hier“, so Andreas Dressel weiter. Nicht umsonst trotze die Nachbarschaft ihrem nicht gerade schmeichelhaften Ruf als „Hinterhof des Hauptbahnhofes“ (3).
Polemisch könnten wir mit Franz Josef DegenhartErmahnung: „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern“ (4) schreiben: „Raus die Schmuddelkinder, rein die bessren Leut,“. Doch lassen wir die Polemik, Polemik sein. Vor 2 Wochen wusste der Finanzsenator noch nichts vom Finanzierungstop. Seit 2 Wochen ist ihm dieser bekannt. Wir sind gespannt.
Zwei Jahre haben wir geschwiegen. Geschwiegen über das bevorstehende Bauvorhaben von Viva con Agua, ihre Geschäftsstelle einschl. Zimmer zum Übernachten für ihre zahlreichen Gäste aus aller Welt von St.Pauli ins Münzviertel zu verlegen. Als Argument für das Schweigen führte Viva con Agua die Vermeidung eines zu früh geführten öffentlichen Diskurs auf St.Pauli und anderswo über ihren Umzug an. Viva con Agua wollte die Eröffnung des Diskurs über ihren Umzug selbst bestimmen.
Münzgarten: Viva con Agua 18. Sept. 2020
Wir haben uns darangehalten, zumal Viva con Agua ankündigte, die erste öffentliche Präsentation ihres Bauvorhabens im Rahmen einer Pressekonferenz im Werkhaus Münzviertel: www.werkhaus-muenzviertel.de/ abzuhalten. Eine solche Geste der Demut gegenüber unsere über fast 2 Jahrzehnte hinweg gemeinwohlorientierten Stadtteilaktivitäten, die getragen werden von Empathie, Solidarität und Toleranz mit und gegenüber den anderen, bestärkte bei uns den Eindruck, dass das Viva con Agua Selbstverständnis mit dem unseren übereinstimmt. Ein nachbarschaftliches Miteinander auf gleicher Augenhöhe untereinander.
Zitiert aus Viva con Agua „Vision und Werte“:
„Zusammenarbeit ist für uns ein Erfolgsmodell, denn damit schaffen wir eine nachhaltige, stabile Grundlage für gesellschaftlichen Wandel. Für uns sind Verbindung und Vernetzung wertvoll. Wir sind davon überzeugt, dass aus Kooperationen Win-Win Situationen entstehen und Netzwerke zu Synergien führen. Wir sind eine familiäre Community, sinnstiftende Gemeinschaft und Plattform für soziales Engagement auf der jeder Beitrag zählt. Wir fühlen uns in der Viva con Agua Community aufgehoben, verbunden und geborgen. Jede*r kann mitmachen“
Es kam anders. Corona bedingt. Die Pressekonferenz fand dann in einem Zirkuszelt unter dem Motto: „Zirkus der Zukunft. Villa Viva – ein Haus, das Brunnen baut“ auf dem Baugrundstück statt. Zugegeben auch ohne die Corona-Beschränkungen wäre es im Werkhaus für die ca. 100 bis 150 Gäste zu eng geworden. Um das zu ermöglichen, hätte es ein anderes Herangehen seitens Viva con Agua geben müssen wie z.B.: Presse (Werkhaus) und getrennte Abendveranstaltung (Schultzweg). Sehr schade.
Hamburger Abendblatt 13. Juli 2021
Doch lassen wir dieses vorerst einmal so stehen, gemeinsam mit der Feststellung, dass aus den vormals angekündigten Zimmer zum Übernachten aktuell ein Hotelbetrieb mit dem wohlklingenden Namen „Gasthaus“ (1) geworden ist. Die Nagelprobe eines neuen, nachbarschaftlichen Miteinanders steht uns ganz aktuell bevor, wenn es um die Neubebauung des letzten städtischen Grundstück (ehemaliges Hillgruber Grundstück) im Viertel, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Viva con Agua Grundstück geht.
Hillgruber Hochhaus Spaldingstr. 2a 15. Mai 2015
Seit 2014 die Entscheidung fiel, statt wie vorgesehen dort nicht das neue Bezirksamt HH-Mitte zu bauen, forderten wir im Rahmen des „Fördergebiet Münzviertel (RISE)“ die Stadtpolitik auf, mit uns gemeinsam eine sozial ausgerichtete Neubebauung des Grundstücks partizipatorisch auf den Weg zu bringen (2).
Sitzungssaal Bezirksversammlung HH-Mitte 30. Juli 2020
Nach jahrelangen vergeblichen Nachfragen erfuhren wir letztes Jahr (3), dass der Senat das Grundstück kurzerhand, hinter unserem Rücken zum übergeordneten Wirtschaftsförderungsfall erklärte und uns somit jegliche Mitsprache verweigert. Dagegen wehren wir uns entschieden und setzen dabei auf die Solidarität unserer neuen Nachbarn. Und hier kann er beginnen, der Anfang vom Ende?
Villa Viva Schultzweg 4 12. Juli 2021
Denn obwohl der Finanzsenator am 12.7. voller Stolz verkündigte, dass sich mit dem billigen Verkauf des Grundstücks an Viva con Agua belegen lässt, dass die hanseatische Pfeffersäcke-Mentalität (4) nicht im Gegensatz zum Gemeinwohl stehe, befürchten wir aus jahrelanger Erfahrung, dass bei dem bevorstehenden Verkauf des ehemaligen Hillgruber Grundstücks die Pfeffersäcke-Mentalität des Senats doch wieder ihren Durchbruch erfährt wie z.B. durch das Instrument: Wirtschaftsförderungsfall. Wir sind gespannt auf die Haltung von Viva con Agua. Willkommen im gallischem Dorf (5).
vielen Dank für Deine wunderschönen Zeichnungen. Diese erinnern uns daran, bei der Bezirkspolitik Hamburg-Mitte nachzufragen, ob die Erhaltung der Spatzenkolonie wie beschlossen in der Bau-Genehmigung für die Neubebauung des ehemaligen Schulgrundstücks festgeschrieben wurde und wie diese konkret umgesetzt werden soll.
Wir sind gespannt auf die Antworten und werden diese nach Erhalt neben deine Zeichnungen an den Bauzaun aufhängen.
Nochmals lieben Dank für Deinen wichtigen Aufruf.
Mit herzlichen nachbarschaftlichen Grüßen Stadtteilinitiative Münzviertel
Hammerbrook – Tausende Hamburger Autofahrer stehen täglich vor den roten Ampeln im Bereich Spaldingstraße/Repsoldstraße/Amsinckstraße. Ihr Blick fällt dann oft auf ein verwahrlostes Grundstück mit heruntergekommenen Bauten und Ruinen. Was steckt hinter dem „Lost Place“ mitten in der Stadt?
Die genaue Adresse ist Spaldingstraße 63, doch das große Grundstück grenzt auf der Rückseite an die Rosenallee – hier verrottet das Haus mit der Nummer 22. In dem massiven Backsteinbau befand sich früher einmal eine „City Pension“, die offenbar von einer Frau Turan betrieben wurde.
Ali Turan wiederum hatte auf dem Grundstück zur Spaldingstraße einen Autohandel. Angeschlossen an den Betrieb war laut den Schildern, die dort noch zu lesen sind, eine „Motor-Instandsetzung“
„Lost Place“ in Hamburg: Ruinen liegen im Münzviertel
Der leerstehende Komplex liegt im Herzen des „Münzviertels“, eines kleinen Quartiers direkt an der Bahnlinie zwischen Hühnerposten, Münzplatz und Rosenallee. Es ist nach der „Hamburgischen Münze“ benannt: Die bereits 834 gegründete Prägeanstalt ist Deutschlands älteste Münze und hatte bis 1982 ihren Sitz dort. Heute befindet sie sich an der Straße Bei der neuen Münze in Rahlstedt. Aber das nur nebenbei.
Spurensuche auf dem Areal des „Lost Place“: Eine Nähmaschine der Marke „Singer“ steht dort neben einem Paar Schuhe und rottet vor sich hin. Auf der Rosenallee spazieren wir an einem Backstein-Gebäude mit der Aufschrift „Volksschule von 1883“ vorbei.
Auf dem Gehweg sind zwei „Stolpersteine“. Sie erinnern an die jüdischen Lehrerinnen Bella Spanier (1884- 1942) und Recha Lübke (1880-1942), die von den Nazis deportiert und ermordet wurden.
„Lost Place“ in Hamburg: Hotel-Pläne offenbar gescheitert
Nebenan befindet sich eine Tischlerei. Der nette Meister erzählt, es habe Pläne gegeben, auf dem verlassenen Grundstück ein Hotel zu bauen. Architekten und Bauherren seien vor Jahren vor Ort gewesen – doch passiert ist nichts. Aktuell ist ja auch keine gute Zeit für Hotels. Das „Hotel Belmondo“ in der Spaldingstraße 70 gegenüber dem „Lost Place“ jedenfalls ist schon mit Brettern vernagelt.
Eine Anfrage beim Bezirksamt Mitte, ob irgendwelche Bau- oder Abrissanträge für das Grundstück Spaldingstraße 63 vorliegen, verläuft auch negativ. Sieht fast so aus, als würde das verlassene Areal noch einige Zeit ein „Lost Place“ bleiben.
• Das Verfahren ist noch in der Vorbereitung. Eine Vorstellung des Projekts im Beirat ist denkbar
„… Mit Bezug auf das Vorhaben Nr. 9 Rosenallee/Spaldingstraße weist Herr Müller darauf hin, dass die Höhen eingehalten werden müssten. Der Baukörper müsse in Richtung Rosenallee abgestaffelt sein. Herr Mathe bestätigt, dass die Einhaltung des B-Plans maßgeblich sei.
Herr Mathe nimmt die Hinweise aus dem Beirat mit. Zu den Forderungen schränkt er ein, dass eine Beurteilung der jeweiligen Bauvorhaben immer im Kontext des gültigen Bauordnungs- und Planungsrechts erfolgen müsse. Einen qualifizierten Bebauungsplan könne das Bezirksamt nicht übergehen. ….“
aus: Quartiersbeirat Münzviertel, Protokoll der 72. Sitzung am 30.7.2020
Und dieses wollen wir nicht:
Entwurf Hotelbau Spaldingstr. 63: im Netz gefunden 2015