Eigentum verpflichtet – schon lange nicht mehr. Wie beurteilt Ihre Partei, dass viele Eigentümer
im Münzviertel Gebäude-Leerstand und Passivität bevorzugen.
Nach meiner Wahrnehmung kann man nicht von „vielen“ Eigentümern sprechen. Es gibt im Stadtteil glücklicherweise auch einige sehr engagierte Eigentümer, was sich auf der ersten Öffentlichkeitsbeteiligung im Rahmen des von der CDU initiierten Gutachtens zum Münzplatzquartier gezeigt hat. Dort wurde auch deutlich, dass im Rahmen dieses Gutachtens und der sich anschließenden Maßnahmen sicherlich weitere (noch) passive Eigentümer motiviert werden können, sich in die Quartiersaktivitäten einzubringen.
Mit welchen Mitteln und Mechanismen könnten Sie die Aktivitäten der Anwohner des Viertels
unterstützen? Welche Ratschläge oder Tipps haben Sie darüber hinaus?
Es hat sich in den letzten Jahren eine Stadtteilkultur entwickelt, die zunehmend mehr Aufmerksamkeit bekommen hat. Mit dem CDU-Antrag zum Gutachten Münzplatzquartier haben wir die Möglichkeit, diese starke Eigeninitiative auch politisch zu unterstützen. Das neue Senatsprogramm „Aktive Stadtentwicklung 2005-2008“ eröffnet – nicht zuletzt auch finanzielle – Möglichkeiten, das Münzplatzquartier zu unterstützen und voranzubringen. Der Weg über das Gutachtenverfahren ist der erste Schritt, um die bereits bestehende Stadtteilinitiative förmlich zu begleiten. Es wird gerade bei diesem Programm nichts aufgesetzt oder verdrängt. Denn gerade der hier in Frage kommende Fördergebietstyp „Themengebiet“ hat zur Grundlage, dass die betroffenen Bürgerinnen und Bürger in ihrer Eigeninitiative gestärkt werden. So ist z.B. – anders als bei anderen Programmen – gerade kein Quartiersmanager o.ä. vorgesehen. Das was sich positiv entwickelt hat soll gestützt und weiter entwickelt werden.
Wie bewerten Sie die Künstler als treibende Kraft im Gegensatz zu den Eigentümern, der Verwaltung und den Politikern?
Ich sehe hier keinen Gegensatz, sondern eine Chance für beide Seiten, insbesondere durch künstlerische oder kulturelle temporäre Nutzungen Leerstandsflächen zu revitalisieren. Dies ist auch eine Chance für Eigentümer, da eine Immobilie in einem lebendigen Quartier immer einen höheren Marktwert hat als in einer Gegend, die von Leerständen geprägt ist. Gerade das Thema temporärer Nutzungen von leerstehenden Immobilien für Künstler bzw. Kulturnutzungen wird von unserer Bürgerschaftsabgeordneten, Brigitta Martens, intensiv verfolgt.
Dr. Gunter M. Böttcher, Stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU-Fraktion Hamburg-Mitte, Vorsitzender des Stadtplanungsausschusses und des Unterausschusses St. Georg
Colonnaden 9, 20354 Hamburg
2005
Das Münzviertel fragt die Parteien – heute Helmut Wiederhold von der SPD
Eigentum verpflichtet – schon lange nicht mehr. Wie beurteilt Ihre Partei, dass viele Eigentümer im Münzviertel Gebäude-Leerstand und Passivität bevorzugen?
Wohnungsleerstand und Zweckentfremdung von Wohnungen ist illegal und muss mit allen Mitteln beseitigt werden. Die von der SPD St.Georg immer wieder aufgezeigten Leerstände und Zweckentfremdung sowie die Forderung an die Verwaltung dagegen anzugehen, muss immer wieder eingefordert werden. Unser Antrag dazu, der gerade durch den Stadtteilbeirat lief und einstimmig angenommen wurde demonstriert dies beispielhaft. Leerstände im Gewerbebereich kann mit Angeboten an Eigentümer zur Zusammenarbeit und Vorschlägen zur zeitweiligen Nutzung des Leerstandes als Werkstätten oder Ateliers beseitigt werden. Hier gibt es schon positive Beispiele die mit Unterstützung der Politik und Verwaltung noch ausgedehnt werden müssen.
Mit welchen Mitteln und Mechanismen können Sie die Aktivitäten der Anwohner des Viertels unterstützen? Welche Ratschläge oder Tipps haben Sie darüber hinaus?
Die SPD St.Georg definiert ihre Aufgabe als Partei vor Ort, mit der Hauptaufgabe im Quartier aktiv zu sein, Probleme aufzunehmen und Lösungen zusammen mit der Bevölkerung zu suchen. Wir haben auch im Münzviertel durch Veranstaltungen, Hilfe bei der Gründung der Münzpark e.V. und Mitarbeit darin, Aktionen gegen Schließung der Werkstatt Rosenallee oder durch die Aufnahme des Quartiers als stimmberechtigtes Mitglied im Stadtteilbeirat versucht das Quartier zu unterstützen. Wir wissen um die Probleme, darum unterstützen wir auch dass das Münzviertel im Rahmen des neuen Senatsprogramms „Aktive Stadtteilentwicklung 2005 – 2008“ als Themengebiet aufgenommen wird und so auch finanzielle Mittel bekommt. Aus der Erfahrung mit dem Quartier St.Georg-Mitte wünsche ich dem Münzviertel viel Ausdauer der Aktiven, die Energien sind da um die Ziele durchzusetzen.
Wie bewerten Sie die Künstler als treibende Kraft im Gegensatz zu den Eigentümern, der Verwaltung und den Politikern?
Künstler und Kunsthandwerker waren schon oft in vergessenen Quartieren die ersten, die neues Leben in ein heruntergekommenes Quartier brachten. Dies geht aber nur gut wenn möglichst alle, besonders die Bewohner und das Kleingewerbe, mitziehen. Hier ist das Münzviertel auf gutem Weg. Quartierstreffen, Stadtteilfeste und die Beteiligung bei der Vorbereitung zur Begutachtung des Quartiers sind Beispiele der aktiven Teilnahme. Die Ideen des Workshops vom 23./24.9. sind dafür ein gutes Beispiel. Die Hauptaufgabe im Quartier ist, eine Identität mit dem Quartier auszubilden, nicht nur eine der Bevölkerung sondern auch der Grundeigentümer und Gewerbetreibenden. Dabei sind die meisten Ideen so, dass sie kurz- und mittelfristig angegangen werden können. Beispiele sind zeitweilige Nutzung von Büroleerständen als Ateliers durch Künstler, Umwandlung von Brachen als Grünflächen oder Nutzgärten, Ausweisung von Wohnstraßen, die Rosenalle und Norderstraße im Bereich Herz As als solche zu nutzen. Hier kann sich das Quartier der Unterstützung der SPD St.Georg sicher sein.
Helmut Wiederhold von der SPD
2005
Das Münzviertel fragt die Parteien – heute Ingolf Goritz von der GAL
Eigentum verpflichtet – schon lange nicht mehr Wie beurteilt Ihre Partei, dass viele Eigentümer im Münzviertel Gebäude-Leerstand und Passivität bevorzugen?
Den Leerstand von Gebäuden – ganz besonders von Wohnungen – betrachte ich grundsätzlich sehr kritisch, da er meist der Bausubstanz Schaden zufügt und oft spekulativ begründet ist, d.h. das Mietniveau hochtreiben soll oder der Inanspruchnahme von Steuervorteilen dient. Stattdessen sollten Fläche lieber günstig vermietet werden, z.B. an Existenz-GründerInnen, die inzwischen häufig aus Medien-Berufen kommen, oder künstlerische oder soziokulturelle Initiativen, die ein Quartier beleben und stärken.
Mit welchen Mitteln und Mechanismen könnten Sie die Aktivitäten der Anwohner des Viertels unterstützen? Welche Ratschläge oder Tipps haben Sie darüber hinaus?
Politische Unterstützung besteht z.B. in der aktiven Befürwortung von Programmen wie der Aktiven Stadtteil-Entwicklung, aber auch in individuellen Gesprächen mit allen Beteiligten, darunter auch den EigentümerInnen. Und wenn man auf diesem Wege nichts erreicht – gelegentlich nicht einmal bei städtischen Gesellschaften – kann man natürlich auch Anfragen und Anträge in die Bezirksversammlung einbringen, um eine größere und öffentlichere Wirkung zu erzielen! Zu den wichtigsten Aufgaben von PolitikerInnen zählt aber vor allem das Zuhören und Vermitteln zwischen den einzelnen Akteuren (BewohnerInnen, EigentümerInnen, etc.) im Quartier sowie den BürgerInnen/ BewohnerInnen und den verschiedensten Verwaltungsstellen im Bezirk und den Fachbehörden. Dabei können sie ihr „Strukturwissen“ sowohl zum Nutzen der Öffentlichkeit als auch zur besseren Vermittlung behördlicher Vorgehensweisen einsetzen und natürlich ihren Beitrag zur Erkennung und Lösung von Problemen leisten. Aktive AnwohnerInnen können z.B. zu einer positiven Imagebildung für ein Quartier beitragen, indem sie auf möglichst breiter Grundlage seine Qualitäten und Potentiale öffentlich machen. Auch eine attraktive Gestaltung des öffentlichen Raums kann häufig von der Ortskenntnis und Kreativität der BewohnerInnen profitieren. Ein wichtiger Ratschlag ist aus meiner eigenen Erfahrung, zugleich Geduld und Zähigkeit bei der Verfolgung von Ideen und Projekten an den Tag zu legen, denn viele Verfahren – auch und gerade in der Stadtentwicklung – sind relativ kompliziert und langwierig, aber zum guten Schluss kommt doch etwas Gutes dabei heraus!
Wie bewerten Sie die Künstler als treibende Kraft im Gegensatz zu den Eigentümern, der Verwaltung und den Politikern?
Kunst und Kreativität bilden eine wichtige Ergänzung zu den oft vom Alltag schon ein wenig „abgeschliffenen“ Sichtweisen in Politik und Verwaltung und diese wollen ja oft auch ein wenig „verstören“ und dadurch neue Wege aufzeigen. Dadurch sind sich die Bereiche Politik/ Verwaltung und Kunst jedoch auch gelegentlich sehr fremd, so dass sicher auch mehr Vermittlungsarbeit erforderlich ist als z.B. zwischen Politik/ Verwaltung und EigentümerInnen, zwischen denen es oft eingefahrene „Spielregeln“ gibt. Wenn dies gelingt, können jedoch gerade durch KünstlerInnen verborgene Standortqualitäten und quartierstypische Themen sichtbar werden und eine weitere Säule der Quartiersentwicklung bilden, indem sie etwas Besonderes zum Vorschein bzw. zur Wirkung bringen, das andere Orte nicht haben. Persönlich liegt mir übrigens auch noch eine andere Gruppe sehr am Herzen, nämlich Kinder und Jugendliche. Wenn es gelingen würde, auch sie einzubeziehen, gerade auch Kinder und Jugendliche
Ingolf Goritz von der GAL
2005